Im Mai bauten die weltweiten Aktienindizes ihre positive Jahresperformance aus. Allerdings gab es eine Diskrepanz zwischen der Breite der Kursbewegung und den Indexständen. Einzelne, hoch kapitalisierte Aktien wie Alphabet, Apple oder Amazon stiegen stark an und trieben damit auch die Indizes nach oben. Viele Klassiker jedoch traten auf der Stelle oder gaben sogar im Kurs leicht nach.
Genau das passierte auch mit meinem Depot. Da ich keine Momentumtitel trade, sondern in solide Dividendenzahler investiere, legte der Kontostand eine Verschnaufpause ein. Auf Monatssicht ging es mit dem Konto um 1,2% abwärts.
Damit wurde auch der Kurszuwachs seit Jahresbeginn eingedampft, es verbleibt zum Ende des Wonnemonats ein Mini-Plus von 0,10% auf Basis der zeitgewichteten Rendite. Deutlich ist zu erkennen, dass mein Kontostand (blaue Linie) hinter der Entwicklung des S&P 500 (violett) und des Dax (grün) zurückbleibt. Ist das ein Desaster? Eher ist es die Regel. Dividendendepots liegen in der Durchschnittsperformance in 30 - 60% der Zeit unter marktbreiten Indizes. Herausgefunden hat das Robert Hagstrom in seinem legendären Buch über Warren Buffetts Investmentstrategie.
Die Kunst besteht nun darin, sich vom Kursgezappel und vom Auf und Ab des Kontostandes nicht verrückt machen zu lassen. Was zählt, ist Cash. Und da sah der Mai solide aus. Mit über 666 Euro an Dividenden wurde gegenüber dem Vorjahres-Mai ein Zuwachs von 8,86% erreicht.
Die Dividendensumme ist in den ersten fünf Monaten gegenüber dem Vorjahr um 17,39% gewachsen. Im Monatsdurchschnitt liegt meine "Dividendenrente" jetzt bei 782 Euro gegenüber 666 Euro vor einem Jahr. Allein der Mai brachte zwölf Zahltage und drei Dividendenerhöhungen. Williams-Sonoma, PetMed Express und Omega Health Care Investors steigerten ihre Gewinnausschüttungen an die Aktionäre.
Für den Juni steht ein Rekord an. Es wird 24 Zahltage geben, der 1. Juni brachte bereits die ersten drei Zahlungen. Außerdem gibt es zwei Gehaltserhöhungen, denn Intel und Qualcomm haben ihre Dividenden angehoben. Drei neue Positionen werden mir erstmals Dividenden zahlen. Sechs Positionen habe ich während der mehrwöchigen Schwächephase der vergangenen Wochen aufgestockt. Trotzdem habe ich noch rund 20% Cash auf dem Konto. Mit diesem Geld kann ich in Schwächephasen zugreifen. Nach schlechten Ergebnissen haben beispielsweise Cisco und Gamestop im vergangenen Monat Schnäppchen-Niveaus erreicht.
Gleichzeitig habe ich Ende Mai begonnen, meine Position in PSEC schrittweise zu reduzieren. Das Unternehmen zahlt zwar eine heftige monatliche Dividende und hat diese auch schon für mehrere Monate im Voraus festgezurrt. Trotzdem überzeugen mich die Geschäftsaussichten und das Management nicht. Eher rechne ich damit, dass zum Jahresende ein zweiter Dividendenschnitt ansteht - den ersten gab es Anfang 2015. Bevor sich dieses Szenario realisiert, wird die Firma gegen aussichtsreichere Kandidaten ausgetauscht.
Die übrigen Einkommensströme meines Zahltag-Depots brachten im Mai solide, wenn auch unspektakuläre Ergebnisse. Aus Aktienoptionen floss nur ein Minibeitrag aufs Konto, lediglich 0,01%, gerechnet auf das eingesetzte Kapital. Ich habe fünf von sechs Positionen im Gewinn geschlossen und eine Option im Verlust auf einen weiter entfernt liegenden Monat und einen tieferen Strike gerollt. Der Verlust schlägt sich im Mai negativ wieder, dafür wird dann im Dezember (dem neuen Verfallsmonat) der Gewinn hoffentlich um so größer. Außerdem habe ich im Mai zwar einige neue Puts verkauft, aber kaum welche geschlossen. Wenn Aktien nicht steigen, verlieren auch Short-Puts langsamer an Wert, insbesondere, wenn die Kurse nervös auf und ab zappeln.
Mehr Freude machten mir meine Futures-Optionen. Puts auf Öl und Silber sowie ein Call auf 30jährige amerikanische Staatsanleihen konnten zurückgekauft werden. So entstand ein Cashflow von 0,72%, gerechnet auf mein Kontoguthaben zum Jahreswechsel plus einer getätigten Einzahlung. In der Summe flossen mir 1,06% zu. Die ersten fünf Monate in Summe brachten einen Cashflow von 6,68%. Ich liege damit zwar unter meiner selbst gesetzten Zielmarke von zwei Prozent Cashflow pro Monat, bin aber trotzdem nicht unzufrieden. Die niedrige Volatilität macht den Optionsverkauf zu einem mühsamen Geschäft mit geringen Prämien. Bedenke ich, dass über 95% aller Börsianer nicht einmal eine schwarze Null erreichen, darf ich stolz sein.
Nicht denken möchte ich hingegen an die Millionen von Versicherungsnehmern und Sparern, die ihre schleichende Enteignung durch die EZB und die Bundesregierung stillschweigend dulden. Jeder, der mit Verstand in Sachwerte investiert, egal ob Aktien, eine eigene Firma oder auch ein Mietshaus, dürfte da um Lichtjahre besser abschneiden.
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