Was wir in Deutschland besonders gut können: Über das Geld anderer lästern. Ob nun Panama- oder Paradise-Papers oder die Schere zwischen Arm und Reich - wer mehr hat als andere war nicht etwa fleißig. Er gibt nur zu wenig ab. Die politischen Parteien überbieten sich mit ihrem Geschrei nach mehr "Gerechtigkeit", so als hätten sie die augenblickliche Situation nicht selbst herbeigeführt. Wer hat denn dieses Land in den letzten 50 Jahren regiert? Dabei werden heute schon in Deutschland von jedem Euro des Bruttoinlandsprodukts rund 50 Cent über Staat und Sozialkassen umverteilt.
Trotzdem gibt es immer noch Reiche und Arme. Statt nun dafür zu sorgen, dass die Reichen so arm werden wie die Armen schon sind, wäre es doch auch möglich, den umgekehrten Weg zu gehen. Warum bringen wir den "Armen" nicht bei, wie man reich wird? Fragen wir uns also einmal: Warum sind die Reichen reich und werden in der Tat immer schneller immer reicher?
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung veröffentlichte dazu unlängst einen aufschlussreichen Artikel (FAZ vom 25.11.2017, Seite 30). Einer Studie des französischen Beratungs- und IT-Dienstleisters CapGemini zufolge gab es im Jahre 2016 rund 16,5 Millionen Millionäre. Wobei CapGemini nicht diejenigen als Millionär bezeichnet, die in einer selbstgenutzten Immobilie wohnen, sondern nur die, die eine Million Dollar als Vermögen angelegt haben. Andere Statistiken nennen etwas abweichende Zahlen, ein Artikel auf FAZ.net vom 14. November 2017 etwa, dem die folgende Grafik entnommen ist.
In der abgebildeten Grafik kommt Deutschland auf 2.380 Millionäre pro 100.000 Einwohner, das macht immerhin 1,96 Millionen Menschen, wobei hier die eigengenutzte Immobilie mitgerechnet wird. Die CapGemini-Analyse nennt eine deutlich niedrigere Zahl von 1,28 Millionen Menschen. Unabhängig davon, ob es nun ein paar Hunderttausend Millionäre mehr oder weniger gibt - viel spannender wäre doch zu wissen, wie diese Menschen ihr Geld verwalten. Denn einig sind sich alle Analysen in einem: Die Reichen haben 2016 kräftig zugelegt. Von Mitte 2016 bis Mitte 2017 hat der Online-FAZ zufolge die Zahl der Dollarmillionäre um gut 237.000 zugenommen. Mehr als 50 Millionen Dollar Vermögen haben in Deutschland etwa 7.200 Menschen, das sind 500 mehr als ein Jahr zuvor.
Woran liegt es, dass die Reichen ihr Geld wesentlich dynamischer und rentierlicher vermehren als die weniger Vermögenden? Die FAZ zählt drei Gründe auf:
Die Konsequenz ist verheerend. Volkswirte der Allianz haben Folgendes errechnet: Hätten deutsche Haushalte in den vergangenen fünf Jahren nicht etwa 40% ihres Geldvermögens verlustbringend bei den Banken geparkt, sondern nur 30% und hätten sie mit den so frei gewordenen Mitteln Aktien gekauft, wäre ihre Vermögensrendite um 1,2 Prozentpunkte höher ausgefallen. Das hätte jährlich rund 60 Milliarden Euro zusätzliches Vermögen geschaffen - oder über fünf Jahre rund 290 Milliarden (FAZ, 25. November 2017).
Der dritte Grund für das deutlich schneller wachsende Vermögen der Reichen: Sie diversifizieren ihre Vermögen stärker. Während der Durchschnitts-Deutsche häufig die selbstgenutzte Immobilie als größten und einzigen nennenswerten Vermögensposten aufweist, sind Millionäre nicht nur in Immobilien, sondern auch in Rohstoffen, Währungen, strukturierten Finanzprodukten, Private Equity oder Hedgefonds investiert.
Zur Ehrenrettung des fleißigen Deutschen muss man anerkennen: Mit dem Durchschnittseinkommen lassen sich nun mal nicht reihenweise Wohnungen oder Häuser kaufen und auch eine Private-Equity-Beteiligung setzt häufig ein liquides Mindestvermögen im zweistelligen Millionenbereich voraus. Die hohen Immobilienpreise, niedrige Einstiegsgehälter bei jungen Menschen, langsame Gehaltssteigerungen und gleichzeitig hohe, rasant steigende Lebenserhaltungskosten, die permanent wachsende Ausbeutung durch den Staat - das alles macht den Vermögensaufbau nicht einfacher.
Aber in Aktien investieren - das könnte jeder. Die Rendite für Aktien lag im Zeitraum von 1950 bis 2015 bei durchschnittlich 9,6 Prozent, wenn man der FAZ (25.11.2017) glauben darf. Einer Studie des Deutschen Aktieninstituts zufolge mussten Anleger, die in den Dax investierten, in den vergangenen 50 Jahren nie länger als 13 Jahre warten, um wieder im Plus zu sein (Süddeutsche Zeitung, 27.11.2017, Seite 20).
Die Frage ist: Warum bringt uns niemand bei, wie das geht mit den Aktien? Reinhard Mey hat das Prinzip schon vor vielen Jahren besungen: "Halt Du sie dumm, ich halt sie arm." Wo kämen wir denn hin, wenn plötzlich alle Verantwortung für ihr eigenes Wohlergehen übernehmen würden? Wenn niemand mehr nach dem Staat riefe und das Geld der dumm gehaltenen Fleißigen beanspruchen würde? Wenn auch dem Letzten klar würde, dass Altersarmut und Rentenlücke von Politikern (und Politikerinnen) herbeigeführte Phänomene sind?
Wie würde Charlie Munger sagen: "Ich habe dem nichts hinzuzufügen." Außer: Ich wünsche allseits einen besinnlichen Advent, geruhsame Weihnachtsfeiertage und ein gesundes, erfolg- und ertragreiches Jahr 2018.
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