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    Performance-Report: Das Zahltag-Depot im ersten Halbjahr 2019

    Seit der Zitterpartie am Heiligabend 2018 haben die Aktienmärkte weltweit kräftig zugelegt. Da wundert es nicht, dass auch das Zahltag-Depot kräftig gewachsen ist - und zwar auf Basis der zeitgewichteten Rendite, also unter Berücksichtigung aller Einzahlungen. Was aber selbst mich überrascht hat: Das Zahltag-Depot hat im ersten Halbjahr den S&P 500 und den DAX um Längen hinter sich gelassen.  

    Woran liegt diese Outperformance? Ich halte in meinem Portfolio einen großen Teil REITs, also Immobilientrusts. Diese sind von den Querelen um die chinesisch-amerikanischen Handelsbeziehungen nicht betroffen. Außerdem haben viele konservative Dividendentitel, die ich im Depot halte (etwa Southern Company, ein großer Versorger, oder Target, ein großer Einzelhändler), den spekulativeren Wachstumstiteln den Rang abgelaufen. Der Trend im ersten Halbjahr ging eher weg von spektakulären Kursraketen hin zu substanzstarken Unternehmen. Und die sind in meinem Portfolio stark vertreten.

    Von den Turbulenzen im Mai blieb natürlich auch mein Portfolio nicht verschont. Im Mai war die Performance negativ - mit minus 1,1%. Dafür war der Juni dann wieder mit 1,39% positiv. Und für 35,09% in sechs Monaten muss man sich ohnehin nicht schämen. Ich hätte die Statistik auch etwas aufpeppen können: Vom Tiefststand am 24. Dezember 2018 bis Ende Juni 2019 betrug die Rendite sogar 58,2%. 

    Langfristig repräsentativer ist die rollierende Einjahresperformance, die liegt bei realistischen 12,22%. Ende April hatte sie noch bei 27,4% gelegen - ist das nun schlecht? Ganz und gar nicht, denn die Ausgangsbasis war Anfang Juni 2018 deutlich höher als im April 2018.   

    Genug der Prahlerei. Was ist mir an Geld zugeflossen - das ist es, was zählt. Ich kann mit Kursgewinnen weder Aktien kaufen, noch kann ich damit meine Stromrechnung bezahlen. Was für mich zählt, sind die Zahltage. Und davon gab es im ersten Kalenderhalbjahr 129 Stück. Das entspricht statistisch einer Dividendenzahlung pro Arbeitstag.    

    Der Mai 2019 brachte 33,41% mehr Dividende als der Vorjahresmai, der Juni 35,78% mehr als der Vergleichsmonat des Vorjahres. Das Halbjahr schnitt 33,6% besser ab, als das erste Halbjahr 2018. Lag meine durchschnittliche Monats-Dividendenrente im ersten Halbjahr 2018 bei 987,77 Euro, so stieg sie für die ersten sechs Monate dieses Jahres auf 1319,86 Euro. Der Vollständigkeit halber sei ergänzt, dass ich im Vergleich zum Vorjahr auch 6,38% mehr eigenes Kapital eingesetzt habe, so hoch waren die Einzahlungen auf mein Brokerkonto. Die Euro-Beträge berücksichtigen bereits den Abzug der 15% US-amerikanischer Quellensteuer, es sind also in Deutschland noch einmal zehn Prozent Steuern plus Solidaritätszuschlag zu veranschlagen.  

    Meine jährliche "Rentenerhöhung" speist sich aus drei Quellen. Erstens erhöhen die Unternehmen, in die ich investiere, regelmäßig die Dividendenausschüttungen an die Aktionäre. Im Jahr 2019 habe ich auf diese Art und Weise bereits 29 Gehaltserhöhungen erhalten. 

    Zweitens reinvestiere ich die ausgeschütteten Dividenden. Solange ich von meiner "Rente" nicht leben muss, wird das erhaltene Geld wieder angelegt. Da inzwischen durchschnittlich mehr als eintausend Euro monatlich aus Dividenden zum Reinvestieren zur Verfügung stehen, erhöht sich monatlich die Gesamt-Dividendensumme entsprechend. Drittens überweise ich auch gelegentlich "frisches" Geld auf mein Konto. Dies waren, wie schon erwähnt, für 2019 etwa 6,38% eigenes Kapital.   

    Rechne ich mit den Jahres-Bruttodividenden, so hat sich die Nadel meines Dividendentachos bis Mitte Juli auf inzwischen 21.244,35 Dollar bewegt. Zum Jahreswechsel stand der Zeiger bei 19.053,62 Dollar - es ergibt sich also bis Mitte Juli ein Plus von etwa 11,5%. Diese Zahlen ergeben sich aus den bereits beschlossenen Dividendenzahlungen für meine Unternehmensbeteiligungen für die nächsten zwölf Monate. Die Beträge müssen noch in Euro umgerechnet und versteuert werden. Trotzdem bin ich absolut zufrieden. Mein Ziel für 2019 war es, 1.750 Dollar durchschnittliche Monats-Bruttodividende zu kassieren. Das wären 21.000 Dollar im Jahr - und diese Summe ist im Juni überschritten worden. Also in einem halben, statt einem ganzen Jahr.   

    Gab es Veränderungen bei meinen Aktienbeteiligungen? 

    Mitte Mai habe ich weitere Anteile an der Tierapotheke PetMed Express erworben, aufgestockt habe ich auch bei Tanger Factory Outlet Centers und Foot Locker (hier habe ich auch im Juli ein weiteres Mal nachgekauft). Tanger habe ich im Mai auch zur "Aktie des Monats" gekürt. Im Juni ging dieser Titel an die skandalträchtige Bank Wells Fargo & Company, hier wurde eine erste Teilposition etabliert. Ende Juni konnte ich dann noch günstig einige weitere Stücke des Pharmaunternehmens AbbVie nachlegen. Insgesamt befinden sich somit 55 verschiedene Unternehmen in meinem Zahltag-Depot.       

    Die Dividendenrendite meines Portfolios liegt auf Basis der Einkaufspreise inzwischen bei 6,26%, Tendenz steigend. Das liegt eben an den ständigen Dividendenerhöhungen meiner Investments. Eine Altria-Aktie, gekauft bei 36,56 Dollar im Jahre 2013, wirft inzwischen 3,20 Dollar Dividende ab - das entspricht 8,75% Kostenrendite. Ein Langweiler wie Intel, gekauft 2013 bei 23,70 mit einer Dividende von 0,92 Dollar, hat sich nicht nur im Kurs mehr als verdoppelt, sondern zahlt inzwischen auch 1,26 Dollar Dividende, was die Kostenrendite auf 5,32% schraubt. Je länger man solche Titel hält, desto drastischer fallen in jedem Jahr die Dividendensteigerungen aus.  

    Was außer den Dividenden auch im Mai und Juni kräftig geflossen ist, sind Gelder aus Optionsgeschäften. Wegen der im Mai wackligen Marktlage habe ich sehr wenige Aktienoptionen zurückgekauft, entsprechend niedrig waren hier die realisierten Einnahmen - 0,06% und 0,04%. Kräftiger klingelte die Kasse bei Futures-Optionen. Die Volatilität machte Optionsverkäufe bei Magerschweinen, Mais, Sojabohnen und Öl attraktiv. So flossen im Mai 1,0% und im Juni 0,8% an Optionsprämien in die Kasse. Etwas Geld habe ich für Absicherungen ausgegeben. Die Dividendensummen schlugen mit 0,52% und 0,73% respektive zu Buche. 

    Für die kommenden Monate rechne ich eher mit einer Beruhigung auf der Einnahmenseite. Ich hatte im Mai und Juni einige Seminare zu halten. Im Juli habe ich mir einen entspannten, börsenfreien Urlaub gegönnt. Daher habe ich kaum neue Positionen eröffnet, was dazu führen wird, dass ich im Sommer natürlich auch weniger Positionen schließen kann. Das Schöne ist: Die Dividenden sorgen trotzdem dafür, dass ich liquide bin, wenn der Markt Schnäppchenpreise anbietet.  

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    Kommentare: 8
    • #1

      Dieter (Dienstag, 16 Juli 2019 22:25)

      Hallo Nils,

      wäre es für dich nicht effizienter, wenn du deine Performance-Reports quartalsweise veröffentlichen würdest?
      Nich falsch verstehen. Die meisten - mich eingeschlossen - lesen bestimmt auch gerne die monatlichen Updates.

      VG
      Dieter

    • #2

      Martin (Donnerstag, 18 Juli 2019 06:25)

      Hallo Nils,
      intersssant wäre, welche Aktien du in den letzetn 6-12 Monaten verkauft hast wegen Dividendenkürzungen.
      Hast du diese Information irgendwo veröffentlicht ?
      Gruss
      Martin

    • #3

      Nils Gajowiy (Donnerstag, 18 Juli 2019 08:51)

      Hallo Martin, in den vorangegangenen Performance-Reports steht alles transparent aufgezählt. Gruß Nils

    • #4

      Jürgen (Donnerstag, 25 Juli 2019 10:55)

      Hallo Nils,

      ist mein Eindruck richtig, dass Du wie auch Berkshire in den letzten Monaten den Anteil an Finanzwerten aufbauen?
      Mir fällt es schwer, das, auch hinsichtlich der niedrigen Zinsen und der Erwartung einer künftigen Rezession, nachvollziehen zu können.
      Welche Gründe sprechen Deiner Meinung nach für die Aufstockung dieses Sektors?
      Vorab vielen Dank und alles Gute
      Jürgen

    • #5

      Nils Gajowiy (Donnerstag, 25 Juli 2019 11:49)

      Hallo Jürgen,
      ich verfolge nicht, was Berkshire macht, daher kann ich dazu nichts sagen. Aber Finanzwerte habe ich in der Tat ein paar gekauft in den letzten 12 Monaten. Warum? Weil sie fundamental günstig bewertet sind, die Dividende, das Geschäftsmodell und die Bilanzen stimmig waren. Die Zins- und Rezessionsängste sind mir da relativ egal. Ich kaufe das, was in meinem Portfolio noch fehlt immer dann, wenn es günstig zu haben ist, ganz opportunistisch. Viel Erfolg weiterhin! Nils

    • #6

      Titus (Sonntag, 28 Juli 2019 18:42)

      Dein neuestes Video (Qualität zählt) zieht Parallelen zur Investorenlegende Bill Miller: Auch er schwört auf Unternehmensanalysen und setzt langfristig auf gute unterbewertete AGs. So kann der Halbjahrescheck gut gelingen und Du schlägst sogar Herrn Pareto.
      Noch eine Weisheit von Mr. Miller: Allgemein fallende Börsenkurse (diesen Herbst dürfte es wohl soweit sein) bedeuten höhere spätere Erträge und ein geringeres Risiko.
      So dürften Deine Depotbilanzierungen in spe nochmals schöner ausfallen. Dank für Dein lehrreiches heutiges Video! Bestens Titus

    • #7

      Sergej (Samstag, 10 August 2019 19:56)

      Hi Nils, kennst du die Ycharts.com Seite? Kostet zwar ordentlich monatsgebür, liefert aber unglaublich viel zahlen und Übersicht. Bin über russische Investoren auf die Seite aufmerksam geworden. Hab dann sofort meine letzte Investitionen gecheckt ( westrock, Bank ozk und so weiter).

    • #8

      Nils Gajowiy (Montag, 12 August 2019 08:27)

      Ich sehe die Charts von YCharts.com häufig in Artikeln auf SeekingAlpha, aber ich nutze es nicht. Kann über Preis-Leistungs-Verhältnis daher nichts sagen.

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