Im Mai gerieten die Aktienmärkte ins Straucheln, im Juni folgte eine fulminante Erholung. Im Juli dann markierten die amerikanischen Indizes neue Allzeithochs. Die handelspolitischen Spannungen traten zumindest zeitweise in den Hintergrund, der Brexit spielte in den Medien ebenso wenig eine Rolle wie die sich anbahnende Rezession. Was machte das Zahltagdepot aus dieser Melange?
Die Performance seit dem Jahresbeginn stieg auf 38,65%. Allein im Monat Juli lag die zeitgewichtete Rendite bei 2,64%. Auf dem Kontoauszug deutlich erkennbar ist die Outperformance gegenüber dem amerikanischen S&P 500-Index und dem deutschen DAX.
Betrachte ich den rollierenden 12-Monats-Zeitraum, liegt die Performance immer noch bei beachtlichen 15,06%. Deutlich erkennbar: Der Drawdown rund um die Weihnachtsfeiertage 2018 war in meinem Konto größer als bei den Indizes, allerdings war auch die nachfolgende Erholung deutlich dynamischer. Investieren ist also nichts für schwache Nerven. Denn es war faktisch unmöglich, durch zwischenzeitliche Ausstiege und nachfolgende Wiedereinstiege diesen Drawdown zu verhindern. Nicht nur, dass man dann die gesamten Weihnachtsfeiertage am Rechner hätte verbringen müssen. Man beachte auch: Am 24. Dezember fiel das Konto um 9,42% innerhalb eines Tages, das war der "schwärzeste" Tag der vergangenen zwölf Monate. Diesen Tag hätte man sicher gern vermieden. Allerdings wäre man dann auch um den besten Tag des Jahres gekommen, der folgte nämlich unmittelbar darauf am 26. Dezember 2018. Das Plus an diesem Tag: 12,34%. Ohne eine Empfehlung abzugeben: Ich habe längst für mich entschieden, dass das ständige Rein und Raus einer der größten Performance-Killer überhaupt ist. Denn erstens hat man nach einem Tag wie dem 24. Dezember "die Hosen voll". Und zweitens würde ich an einem Tag wie dem 26. Dezember mit über zwölf Prozent Plus keinen kompletten Neueinstieg in all meine Positionen schaffen, sondern eher noch einmal auf einen Rücksetzer warten. Nur leider kam der in den darauf folgenden vier Wochen eben nicht.
Kursgewinne kommen und gehen, Cash bleibt. Und so zählt für mich nicht das Auf und Ab des Kontos, sondern der Geldzufluss. Und der war im Juli wieder einmal höher als im Juli des Vorjahres. Das Plus lag zwar nur bei 5,61% auf Jahressicht. Rechne ich allerdings die ersten sieben Monate zusammen, betrug das Dividendenplus satte 30,03%. Das ist fast das Zehnfache der Rentenerhöhung, über die sich deutsche Rentner Anfang Juli freuen durften. Meine "Durchschnittsrente" für die ersten sieben Monate des vergangenen Jahres lag bei 971,20 Euro. Für den Vergleichszeitraum des aktuellen Jahres lag sie bei 1.262.83 Euro. Diese Summen enthalten bereits 15% Quellensteuerabzug, es müssen also noch 11,375% deutsche Kapitalertragssteuern darauf entrichtet werden. Um vollständig transparent zu sein: Ich habe meinen Kapitalstock gegenüber dem Vorjahr um 6,38% aufgestockt, so dass also nicht die gesamten 30,03% aus Dividendensteigerungen resultieren.
Die zweistelligen prozentualen "Rentenerhöhungen" sind also nicht "erkauft". Das wäre keine Leistung, denn klar ist doch: Wer 1.000 Euro auf dem Sparbuch hat, bekommt weniger Zinsen als derjenige, der 10.000 Euro auf dem Sparbuch hat. Meine Kapitalspritze erklärt also nur einen Teil des steigenden passiven Einkommens. Der zweite Teil geht auf das Konto von permanenten Dividendenerhöhungen. Im Juli erhielt ich erhöhte Gewinnausschüttungen von vier meiner Unternehmen. Damit stieg die Zahl der Gehaltserhöhungen für 2019 bis Ende Juli auf 33. Der dritte Teil meines Einkommenswachstums resultiert aus den wieder angelegten Dividenden. Regelmäßig stocke ich existierende Positionen auf. Außerdem finde ich jeden Monat eine "Aktie des Monats", ein günstig bewertetes, fundamental gesundes Unternehmen, an dem ich mich mit etwa eintausend Dollar beteilige.
Warum eintausend Dollar? Dies ist eine Summe, die groß genug ist, um die Nadel meines Dividenden-Tachos ein fühlbares Stück weiter nach rechts zu bewegen. Außerdem ist die Summe aber auch klein genug, um mir keine schlaflosen Nächte zu bereiten, falls das Investment schief geht. Falls sich eine Tausend-Dollar-Position im Kurs halbiert, werde ich dadurch nicht bettelarm. Sollte sie sich im Kurs verdoppeln, hat das ebenfalls keine dramatischen Auswirkungen auf meinen Wohlstand. Es ist, kurz gesagt, eine Einstiegs-Positionsgröße, die unterhalb meines "Rumrutschfaktors" liegt, mich emotional nicht berührt. Überhaupt gilt: Bei 56 Unternehmensbeteiligungen, die mein Depot Ende Juli umfasst, wird das Risiko jeder neuen Position anteilig immer kleiner.
Die Jahresbruttodividende in Dollar lag Ende Juli bei 21.361,51 Dollar und damit 0,55% höher als Ende Juni. Im Vergleich mit den 19.053,62 Dollar zum Jahreswechsel ergibt sich ein Dividendenplus von 12,11%. Auf diese Brutto-Dollar-Beträge werden natürlich noch die Steuern fällig. Außerdem müsste ich das Geld auch in Euro umtauschen, wenn ich es denn verkonsumieren wollte. Da ich aber augenblicklich jeden Dollar wieder reinvestiere, stören mich Währungsschwankungen nicht. Auf lange Sicht hat mein stark dollarlastiges Depot sogar von dem stetig stärker werdenden Dollar profitiert.
Hat sich in meinem Aktiendepot etwas getan? Zunächst einmal: Es war ein relativ ruhiger Monat, denn ich habe mir einen erholsamen Sommerurlaub an der Ostsee gegönnt. Mein erster Aktienkauf war dann auch wieder einmal Tanger Factory Outlet Centers, der zweite Foot Locker. Beide Unternehmen sind pumperlgesund, die Aktienkurse jedoch befinden sich auf Tauchstation. Der dritte Kauf des Monats war die Aktie des Monats: MSC Industrial Direct, ein amerikanischer Großhändler für Industriebedarf mit Schwerpunkt Metallverarbeitung. Und am Monatsultimo holte ich mir eine weitere Tranche Altria-Aktien in mein Depot. Die fast sieben Prozent Dividendenrendite sind zu verlockend, um sie zu ignorieren.
Die Dividendenrendite meines Portfolios liegt auf Basis der Einkaufspreise inzwischen bei 6,27%, Tendenz steigend. Enthalten sind darin auch die wiederangelegten Dividenden. Rechne ich die Kurssteigerungen mit ein, bleiben mir immer noch 5,66% Dividendenrendite. Würde ich nur das ursprünglich eingezahlte eigene Kapital zugrundelegen, ergäbe sich eine Rendite von 7,62%.
Meine alternativen Einkommensströme waren im Juli wenig spektakulär. Ich hatte einen großen Teil meiner Positionen in Erwartung des Urlaubs glattgestellt. So brachten mir Aktienoptionen einen Cashflow von 0,24%, Futures-Optionen 0,43%. Durch das Auflösen von Hedges wurden Verluste von 0,69% realisiert - das ist der Preis, den man für Depotversicherungen zahlt. Teilauflösungen meiner Airbag-Positionen kosteten mich 0,19%. Unter dem Strich blieb ein positiver Cashflow von nur 0,16%. Das liegt deutlich unter meiner persönlichen Zielmarke, aber immerhin ist es ein Geldzufluss. Und das während des Urlaubs.
Für die kommenden Monate ist ein Anschwellen des Geldstromes absehbar: Die Drogeriekette Walgreens, der Motorenhersteller Cummins, die Wells Fargo Bank und der Lebensmittelhersteller J. M. Smucker haben inzwischen kräftige Dividendenanhebungen bekanntgegeben.
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Titus (Donnerstag, 15 August 2019 15:57)
Deine Performance-Berichte: Ein Erfolg jagt den nächsten. Gratulation! Bestens gewogen Titus
David (Donnerstag, 15 August 2019 20:42)
Toller informativer Post!
Bei der Aktie des Monats hast du dich wohl vertippt (MDC --> MSC)
Wie siehst du denn Hanesbrands? machen wohl gerade Urlaub im Süden. Stockst du hier mal auf?
Bist du in Kelloggs investiert? Denke durch die Vegane Sparte haben wir hier eine gute Zukunftsperspektive
LG
Nils Gajowiy (Donnerstag, 15 August 2019 21:21)
Danke für das Finden des Fehlers - muss natürlich MSC heißen. Bei Hanesbrands bin ich drin, habe auch einen Put geschrieben. Kelloggs habe ich nicht, kann ich mir aber langfristig natürlich mal ansehen. Gruß Nils
Manfred (Freitag, 16 August 2019 06:56)
Danke für ihren Bericht. MSC Industrial hatte ich auch auf meiner Kaufliste, ist dann aber aufgrund der kursierenden Rezessionsängste weiter nach unten gerutscht. Da kann noch mehr kommen. Gleiches gilt für Ryder System. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.