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    Mit weniger Geld zu mehr Dividende

    Manch einer denkt, man brauche viel Kapital zum Investieren und um die Dividenden regelmäßig zu steigern. Ein Irrglauben. Das Zauberwort heißt: Kapital-Recycling.  

    Es gibt in jedem Depot Sorgenkinder im Depot, die sich für Verkäufe empfehlen – etwa Unternehmen, die seit Jahren ihre Dividenden nicht steigern. Ich hatte bis vor Kurzem eine Position von 800 Aktien des Immobilien-Unternehmens VEREIT im Depot. Eingekauft hatte ich den Großteil, als die Firma sich noch American Realty Capital Properties nannte und unter dem Kürzel ARCP gehandelt wurde. Monatlich wurden Dividenden ausgeschüttet, diese wurden regelmäßig gesteigert und das erklärte Ziel des Vorstandes war es, die neue Realty Income zu werden. Im Herbst 2014 erschütterte dann ein Buchhaltungsskandal das Unternehmen, der komplette Vorstand und der Aufsichtsrat wurden in die Wüste geschickt, Ermittlungsverfahren eingeleitet. Im Januar 2015 wurde die Dividende ausgesetzt und erst im Oktober 2015 wurden die Zahlungen wieder aufgenommen. Statt 0,94 Dollar im Jahr gab es nun nur noch 0,55 Dollar und aus dem ambitionierten Monatszahler war ein Turnaround-Kandidat mit quartalsweiser Dividendenzahlung geworden. Eigentlich ein Kandidat für einen sofortigen Depot-Rauswurf, aber ich vertraute auf den neuen CEO, den Immobilien-Veteranen Glenn Rufrano. 

    Am 27. September 2019 handelte die Aktie ex-Dividende und an diesem Tag habe ich mich von meinen kompletten 800 Stück getrennt. Unternehmen, die ihre Dividenden nicht steigern, tausche ich gern aus, wenn sich Alternativen anbieten. Ich habe mich unlängst von Chatham Lodging Trust getrennt und mit dem Geld den Dividenden-Champion Tanger Factory Outlet Centers gekauft. Dieses Mal war der Zigarettenriese Altria zu verlockend - also musste VEREIT gehen und ich kaufte noch einmal eine große Portion Altria. Wie sah die Rechnung dazu aus?  

    Die Dividendensummen sind infolge von Rundungsdifferenzen nicht 100%ig korrekt.
    Die Dividendensummen sind infolge von Rundungsdifferenzen nicht 100%ig korrekt.

    Zunächst wurden meine 800 Stück VEREIT verkauft, was 7.696 Dollar einbrachte. Damit verzichtete ich auf 440 Dollar jährliche Dividende. Ich hätte jetzt das gesamte Geld in Altria investieren können, was den Kauf von fast 191 Aktien ermöglicht hätte. Meine Dividendensumme wäre sofort um 46 Prozent gestiegen. 

    Ich habe mich auf Grund der derzeitig etwas fragilen Gesamtmarktsituation eher für eine konservative Variante entschlossen. Ich kaufte 135 Aktien und behielt noch über 2.200 Dollar übrig. Meine Dividendensumme habe ich wieder drin - sogar mit einem leichten Plus von drei Prozent. Und die gut 2.200 Dollar tun meinem Cashpolster gut, sollte der Markt demnächst mehr Sonderangebote bereit halten. Bekanntlich federt Cash mögliche Drawdowns ab. Ich könnte natürlich auch weitere Altria-Aktien kaufen, falls die weiter fallen. 

    Schließlich habe ich noch einen steuerlichen Verlustvortrag generiert - denn mit den VEREIT-Aktien lag ich runde 25% im Minus. Für die Abwicklung dieser Transaktion allerdings war das Ganze unerheblich. Und auf meine gesamte Depotgröße war der Verlust vernachlässigbar und betrug weniger als 0,5%.  

    Fazit: Wenn sich die Gelegenheit bietet, ist Kapital-Recycling eine Möglichkeit, den Cashflow zu optimieren und gleichzeitig Risiken zu minimieren. 

    Hinweis: Wie immer gilt: Dies ist eine reine Information und keinesfalls eine Aufforderung zum Handel mit den genannten Aktien oder zum Investieren in die genannten Unternehmen. Jeder ist für Gewinne und Verluste - und diese können erheblich sein - selbst verantwortlich, ich lehne jede Haftung und Verantwortung ab. 

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    Kommentare: 5
    • #1

      Titus (Dienstag, 15 Oktober 2019 17:04)

      Nils, verstehe ich das richtig: Du veräußert ein Papier mit ca. 25 Prozent Verlust (800 St. mal 3,21 Kursdifferenz = 2.568 Dollar Kursverluste oder sind es 600 Dollar, also 0,2 Prozent von angenommenen 300.000 Dollar Depotwert? - abzüglich Dividendenerträgen...) - auch wenn dieses finanzielle Minus erst über die Jahre an zukünftigen Altria-Divis wieder ausgeglichen werden kann?! Sollte Deine Rechnung aufgehen, ist Dein Video eine besonders heilsame Lektion. Bestens Titus

    • #2

      Nils Gajowiy (Dienstag, 15 Oktober 2019 18:07)

      Ja, mein Einstiegskurs lag bei VER im Mittel 12,70. Die 2.568 Dollar sind so oder so weg - da kann ich man auch einen Achtprozenter mit steigender Dividende kaufen statt den schwachbrüstigen REIT mit weniger Dividende und ohne Steigerung zu halten. Tausche kleines konstantes Einkommen gegen hohes, steigendes Einkommen. Aus meiner Sicht ein guter Deal.

    • #3

      Titus (Dienstag, 15 Oktober 2019 20:21)

      Danke für Deine Antwort, Nils - und weiterhin beste Dividenden! Titus

    • #4

      Marc (Freitag, 25 Oktober 2019 18:04)

      Hallo Herr Gajowiy,
      die Frage passt sicherlich nicht so ganz zum Thema, aber vielleicht können Sie trotzdem einen Rat geben:
      Ich habe bei OHI einen (für meine Verhältnisse) sehr günstigen Einstiegszeitpunkt erwischt und könnte mir nun mit einem Verkauf das Dividendeneinkommen der nächsten 8,5 Jahre auf einen Schlag sichern. Allerdings gebe ich auch zu, dass ich derzeit keine günstige Einstiegsalternative wüsste, mit der ich mir eine 8 %-Dividende sichern könnte. Können Sie mir sagen, von welchen Kriterien eine derartige Entscheidung abhängig machen würden? Besten Dank!

    • #5

      Nils Gajowiy (Dienstag, 29 Oktober 2019 09:31)

      Ganz kurze Antwort: Drin bleiben. Mehr demnächst im Video.

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