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    Performance-Report: Das Zahltag-Depot im Mai 2020

    Die Tage werden schon wieder deutlich kürzer - und ich bin mit meinen Performance-Reports drei Monate im Rückstand. Aber so ist das Leben. Manchmal gibt es Dinge, die wichtiger sind, als Webseiten mit Geschreibsel zu füllen.

    Die Märkte legten im Mai kräftig zu, der S&P 500 beschloss den Monat bei 3.044 Punkten und damit weitere 200 Punkte höher als im April. Das wirtschaftliche Leben kam in weiten Teilen der Welt nahezu völlig zum Erliegen. In Deutschland etwa blieben Schulen und Kindergärten auf Regierungsanordnung hin geschlossen, die Wirtschaft wurde in ein künstliches Koma versetzt. Ende Mai gab es Lockerungen, aber von Normalität fehlte jede Spur.     

    Nach wie vor waren in den USA 30 Millionen Menschen auf staatliche Unterstützung angewiesen, weil sie ihre Arbeitsplätze verloren haben. Auch in Deutschland steigt die Arbeitslosigkeit und wird nur durch die hohe Zahl von Kurzarbeitern kaschiert. Selbstständige, Freiberufler, kleine Dienstleister, aber auch ganze Branchen - etwa Tourismus, Gastronomie, Messe- und Kongressveranstalter, Fitness-Studios, Kinos und Kultureinrichtungen - kämpfen ums Überleben. 

    Ungeachtet dessen gibt es Unternehmen, die profitabel wirtschaften und sich nicht von einem Virus oder machttrunkenen Politikern kaputt machen lassen. Demzufolge brachte der Mai mir wieder einiges an Dividenden. 

    Gegenüber dem Mai 2019 legten meine überwiesenen Dividenden um 30,19% zu und erreichten 1.708,49 Euro. Nehmen wir es vorweg: Dies ist ein Wert, den ich in den kommenden Monaten nicht mehr erreichen werde. Die Gründe sind einfach: Unternehmen haben ihre Dividenden gekürzt oder gestrichen. EPR Properties beispielsweise hat am 15. Mai die vorläufig letzte Dividende überwiesen. Das Unternehmen vermietet Kinos, Freizeitparks, Spaßbäder - und die waren auch in den USA zu fast einhundert Prozent geschlossen. Der Verpackungsdienstleister WestRock strich die Quartalsdividende von 1,86 auf 0,80 Dollar zusammen. Tanger Factory Outlet Centers überwies im Mai die zweite Jahresdividende, kündigte aber am 11. Mai 2020 an, weitere Dividendenzahlungen auszusetzen, bis die Situation im Einzelhandel sich wieder bessert. Der Turnschuhhändler Foot Locker, der gerade die Dividende erhöht hatte, strich sie zur Vorlage der Quartalszahlen am 22. Mai komplett. Kurz: Die Wirtschaftskrise macht auch um das Zahltagdepot keinen Bogen.

    Welche Umschichtungen gab es also im Portfolio im Mai? Den Anfang machte WestRock, hier trennte ich mich am 5. Mai von meinen 50 Stücken. Am 8. Mai verließt der Bohrfeldausrüster Helmerich & Payne nach Dividendenkürzung das Depot. Gehen musste auch Molson Coors, die Position war gerade sechs Monate alt, als die Dividende gestrichen wurde.

    Reinvestiert habe ich die Verkaufserlöse in Brookfield Property Partners (BPY). Hier gab es ein Angebot der Konzernmutter Brookfield Asset Management, Anteile von BPY zu zwölf Dollar aufzukaufen. Wann kauft ein Mutterunternehmen eigene Aktien? In der Regel dann, wenn erstens die Aktien als unterbewertet und zweitens die Geschäftsaussichten als überdurchschnittlich eingeschätzt werden. BAM sichert sich durch die Offerte einen höheren Anteil am erwarteten Gewinn des eigenen Tochterunternehmens. 

    Ein zweiter Kauf betraf Iron Mountain, einen REIT, der traditionell als Dokumentenverwahrer bekannt ist. Jeder Unternehmer kennt die Aufbewahrungsfristen für Verträge, Rechnungen, Ausschreibungsunterlagen, Steuerbescheide, Buchhaltungsdokumente, Personalakten usw. Iron Mountain lagert solche Dokumente so, dass sie sich leicht wiederfinden lassen. Neuerdings werden auch digitale Daten sicher verwahrt, die Firma baut und betreibt zu diesem Zweck eigene Datencenter rund um den Globus. Während das Geschäft mit Papier-Archiven kaum noch wächst, verzeichnet die sichere Datenspeicherung und Archivierung digitaler Dokumente hohe Wachstumsraten. Für Iron Mountain, das über 950 der größten 1.000 Unternehmen der Welt zu seinen Kunden zählt, tun sich hier Cross-Selling-Potentiale ungeahnten Ausmaßes auf.

    Ein Sonderfall sind meine Aktien von EPR Properties. Hier habe ich Stammaktien verkauft und dafür Preferred Shares (Vorzugsaktien, eigentlich aber eher Genussscheine) erworben. Die Dividenden von Vorzugsaktien dieses Typs dürfen nicht gestrichen werden und wenn sie es doch werden, so sind sie nachzuzahlen, sobald das Unternehmen wieder dazu in der Lage ist. Preferred Shares gehören bilanztechnisch zum Eigenkapital, haben aber durch den festgelegten Ausgabepreis (in diesem Falle 25 Dollar) und die fixe Dividende (hier 5,75% bei einem Kurs von 25 Dollar, also 1,4375 Dollar) gewisse Ähnlichkeiten mit Anleihen. Kaufe ich nämlich eine solche Aktie beispielsweise für 17 Dollar, so ergibt sich eine Dividendenrendite von 1,4375 Dollar geteilt durch 17 Dollar, also 8,45 Prozent. Somit bleibe ich an dem Unternehmen beteiligt und kassiere die weitestgehend sichere Dividende meiner Vorzugsaktien. Für eine Rendite von über 8% muss ich allerdings auf Dividendensteigerungen verzichten. Auch der Aktienkurs ist in der Gegend des Nennwertes faktisch gedeckelt. Aber damit kann ich leben.

    Überraschend für mich war, dass auch der Papierhersteller Domtar seine Dividende am 12. Mai komplett strich. Auch diese Position war relativ klein und schnell komplett liquidiert. Der Verkaufserlös floss in weitere Stücke der Simon Property Group. Der Mall-Betreiber hatte zwar auch eine Dividendenkürzung angekündigt, diese sollte aber weniger als 50% betragen. Da ich bei knapp über 50 Dollar einkaufen konnte, würden mir die neuen Stücke selbst bei einer Halbierung der Dividende deutlich über acht Prozent Dividendenrendite abwerfen. Simon hat eine der solidesten Bilanzen in der gesamten Branche, verfügt über einen exzellenten Immobilienbestand und rund zwölf Milliarden Dollar an Liquidität, um Übernahmen und Entwicklungsprojekte zu stemmen. Meiner Überzeugung nach wird Simon einer der wenigen Überlebenden des großen Mall-Sterbens in den USA sein.

    Aufgestockt wurde außerdem ein weiteres Mal meine Position bei Main Street Capital. 

    Auch drei Dividendenanhebungen gab es zu vermelden: The Southern Company steigerte die Gewinnausschüttung um 3,2% von 0,62 auf 0,64 Dollar im Quartal. IBM vermeldete eine Dividendenanhebung von 1,62 auf 1,63 Dollar im Vierteljahr. Qualcomm beglückte die Aktionäre mit einer "Gehaltserhöhung" von 4,8% bzw. drei Cent auf 0,65 Dollar im Quartal.   

    Somit lag mein projiziertes Dividendeneinkommen für die kommenden zwölf Monate unter Berücksichtigung aller Ende Mai bekannten Kürzungen, Streichungen und Erhöhungen bei 19.912,24 Dollar.       

    Die Aktie des Monats: Prudential Financial

    Aktie des Monats Mai wurde Prudential Financial. Die Firma startete mit Begräbnisversicherungen im Jahr 1875. Seit 2001 ist sie an der NYSE gelistet und gehört zu den größten Versicherungsunternehmen der Welt. Es ist kein Zufall, dass das Firmenlogo den Felsen von Gibraltar darstellt, Prudential sieht sich als Fels in der Brandung. In über 40 Ländern der Welt betreut die Firmengruppe mehr als 50 Millionen Kunden, verwaltet ein Vermögen von 1,6 Billionen Dollar. 

    Der Umsatz von Prudential betrug 2019 etwa 64,9 Mrd. Dollar, er wuchs in den vergangenen 15 Jahren durchschnittlich um sieben Prozent pro Jahr. Der Gewinn pro Aktie wuchs durchschnittlich um 7,9%, für die nächsten Jahre werden 6% jährliches Gewinnwachstum prognostiziert. Die Aktie notierte deutlich unter Buchwert, der bei Versicherungen durchaus relevant ist. Bei einer Dividendenwachstumsrate von 13,2% in den vergangenen Jahren und einer aktuellen Dividendenrendite von 7,28% (Stand 26. Mai 2020) musste ich nicht lange überlegen. Die ersten Stücke habe ich mir am 27. Mai zu 62,75 Dollar ins Depot gelegt. Die Aktie ist sicher kein Highflyer, aber sie sollte ein solides Investment sein.    

    Ein Wermutstropfen ist die Dividendenkürzung während der Finanzkrise 2007 bis 2009. Schon 2010 allerdings erreichte die Dividende wieder die Vorkrisenhöhe und steigt seitdem kontinuierlich. Die Auszahlungsquote von knapp über 34% lässt auch Raum für Steigerungen, wenn es mal ein schlechtes Jahr gibt. Die Dividende wurde zum Jahresbeginn um zehn Prozent angehoben und liegt jetzt bei 1,10 Dollar im Quartal.

    Prudential wurde sowohl für mein "Seniorendepot, als auch für das Junior-Depot gekauft.

    Hinsichtlich meiner Optionen: 13 Trades mit Cash Secured Puts lieferten mir durchgängig Gewinne. Außerdem habe ich sechs Covered Calls verkauft, davon fünf im Gewinn geschlossen. Nach Gebühren generierten meine Optionstrades im Mai einen Cashflow von 0,63% auf mein Kontoguthaben.

    Wie es weiterging mit dem Zahltagdepot - dazu in wenigen Tagen mehr an dieser Stelle.  

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    Kommentare: 3
    • #1

      caffeine (Donnerstag, 13 August 2020 07:39)

      Hallo Nils, weshalb kein Wort über Bladex? lg, Caffeine

    • #2

      Nils Gajowiy (Donnerstag, 13 August 2020 07:57)

      Hast Du mal im April-Report nachgelesen?

    • #3

      Stefan (Donnerstag, 13 August 2020 21:05)

      Hallo Nils, endlich wieder Reports verfügbar. Freue mich darüber. Danke für deine Gedankengänge, bitte weiter so.
      Schöne Grüsse vom Bodensee
      Stefan

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