Die Weltwirtschaft befindet sich in einer Rezession - und die Aktienmärkte drehen auf Jahressicht ins Plus. Getrieben von einer präzedenzlosen Liquiditätsschwemme, der Hoffnung auf einen Corona-Impfstoff und von der Hoffnung auf eine anschließende rasche wirtschaftliche Erholung in einem Nullzinsumfeld legten die Aktienindizes rund um den Globus im August nahezu ausnahmslos einen bullishen Monat vor. Allein der NASDAQ 100-Index stieg um 11,05% innerhalb eines Monats, der Dow Jones und der S&P 500 legten um über 7% zu. Japans Nikkei 225 lag mit 6,58% auf Platz vier. Der DAX ließ sich nicht lumpen und rangierte auf Platz fünf mit einer Monatsperformance von 5,64%. Seit Silvester 2019 lagen Nikkei 225 und DAX jedoch noch im Minus, ebenso der Dow Jones Index, in dem eher die "Old Economy" versammelt ist. Die Börsen von Seoul und Shanghai notierten Ende August, verglichen mit den Jahresendständen, im Plus. Schwächste Märkte: Griechenland und Österreich, dort lagen die Aktienindizes seit Silvester mit über 30% im Minus, auch Großbritannien, Spanien, Italien und Frankreich schnitten schlecht ab. Keines dieser Länder ist für besonders bahnbrechende Innovationen bekannt. Die kommen nun mal aus China, Südkorea, den USA - und da ist es nur folgerichtig, dass diese Märkte seit dem Jahreswechsel dominieren.
Ich konnte im August mein Minimalziel erreichen, nämlich eine vierstellige Dividendensumme. 1.053,96 Euro gingen auf meinem Konto ein, das entspricht 0,32% meines investierten Kapitals. Die Zahl ist bereits um 15% Quellensteuer bereinigt, die in den USA verbleiben, und außerdem aus US-Dollar in Euro umgerechnet. Denn die Dividenden werden meinem Konto selbstverständlich in Dollar gut geschrieben. Ich benötige diese Dollars, um weitere Aktien an den US-Börsen kaufen zu können. Insofern trifft mich der Kursanstieg des Euro gegenüber dem US-Dollar nicht sonderlich hart, auch wenn er auf den Kontostand drückt, den mir mein Broker in Euro ausweist. Ich könnte natürlich die Basiswährung meines Brokerkontos auch auf US-Dollar umstellen, aber den Stress mit den deutschen Finanzbeamten bei der jährlichen Steuererklärung mag ich mir nicht vorstellen.
Meine August-Dividende lag also in diesem Jahr rund 28,66% unter der des Vorjahresmonats. Im Vorjahr hatte EPR Properties noch Dividende gezahlt - die Position habe ich nach der derzeitigen Dividendenstreichung komplett auf Vorzugsaktien umgestellt. Die zahlen mir zwar über sieben Prozent Dividende, aber eben nur quartalsweise. Im Vorjahr hatte mir auch Chatham Lodging Trust eine Dividende überwiesen - der Hotel-REIT gehört aber seit Herbst 2019 nicht mehr zu meinem Portfolio. Weitere Lücken riss die Dividendenkürzung bei Bladex, die verkaufte Position von Foot Locker, die entfallene Quartalsdividende bei Tanger Factory Outlet Centers und Westrock.
Trotzdem konnte ich die Tachonadel meines Dividendentachos wieder ein kleines Stück weiter bewegen. Der spektakuläre Kursrutsch der Intel-Aktie gab mir die Möglichkeit, hier günstig nachzukaufen. Aufgestockt habe ich meine Positionen in der Peoples United Financial Bank (PBCT), etwas Cisco nachgekauft, ein paar günstige Stücke von IBM und Prudential Financial nachgelegt. Das projizierte annualisierte Dividendeneinkommen stieg damit im August von 20.116,53 auf 20.253,55 Dollar.
Weitere Hiobsbotschaften von der Dividendenfront gab es im August nicht, es blieb bei zwölf Unternehmen, die seit Jahresbeginn ihre Dividenden gekürzt oder gestrichen haben. 15 Zahltage hatte mein Monat. Eine Steigerung der Gewinnausschüttungen wurde bei der Community Trust Bancorp Inc., einer regionalen US-Bank, verkündet. Die Bank steigert seit 40 Jahren ihre Dividendenzahlungen. Auch der Zigarettenhersteller Altria hob die Dividende an. Diese beiden Gehaltserhöhungen gibt es mit den Oktoberzahlungen. Für den September sind höhere Zahlungen von der Erdnussbutterfirma J. M Smucker, der Einzelhandelskette Target und den Walgreens-Drogerien angekündigt.
Ende August lag damit meine durchschnittliche monatliche Dividendenrente bei 1.443,64 Euro. Ein Jahr zuvor hatte der Achtmonats-Durchschnitt bei 1.289,65 Euro gelegen. Für 2019 insgesamt kam ich auf eine durchschnittliche Dividendenrente von 1.382,61 Euro, derzeit liege ich leicht über diesem Wert.
Spektakuläre Käufe gab es im August nicht. Mir wurden 100 Aktien von Bladex (BLX) über einen Cash Secured Put geliefert, ebenfalls 100 Stücke erhielt ich von Peoples United Financial (PBCT) angedient. Wegen schlechter Geschäftsaussichten wurde Intel abgestraft, so dass ich hier meine Position aufgestockt habe. Ich hatte im März einen Großteil meiner Position liquidiert und Gewinne mitgenommen, jetzt konnte ich zu einem deutlich tieferen Preis mehr als 50% mehr Stücke wieder einsammeln.
Bei Cisco gab es ebenfalls eine Nachkaufgelegenheit, hier habe ich die Position um fast 50% aufgestockt.
Nachdem Prudential Financial im Monat Mai Aktie des Monats war und sich zufriedenstellend entwickelt hat, habe ich im August eine zweite Tranche nachgelegt. Meine Position bei IBM habe ich ebenfalls um eine zweite Tranche erhöht.
Finanziert wurden die neuen Käufe durch drei Quellen: Erstens meine monatliche Überweisung auf mein Brokerkonto. Das ist nicht viel - 0,6% auf das bisher bereits investierte Kapital. Zweitens habe ich 20 Cash Secured Puts zurückkaufen können, das ergab noch einmal 0,52% Kapitalrendite. Und drittens habe ich die letzten Stücke meiner EPR-Stammaktien verkauft. Damit bin ich jetzt in EPR nur noch über Vorzugsaktien der Serien C und G investiert. Solange EPR keine höhere Dividende als diese Papiere ausschüttet, ist für mich ein Investment in die Stammaktien nicht lukrativ.
In Zeiten wirtschaftlicher Turbulenzen gilt es, krisenresistente Unternehmen zu finden. Im August habe ich mich an einen Monatszahler erinnert, den ich vor fünf Jahren bereits ausgegraben, aber dann wieder ad acta gelegt hatte - die Gladstone Land Corporation. Damals gefiel mir die hohe Bewertung nicht, gepaart mit einer relativ kurzen Börsenhistorie und dem externen Managementmodell dieses Immobilientrusts. Was ist 2020 anders? Zum Ersten hat die Firma jetzt einige Jahre konsistenter Dividendensteigerung hingelegt - inzwischen steigt die Dividende seit 2015 jährlich (der FAST-Graph hat da eine fehlerhafte Anzeige). Zum Zweiten legt das Unternehmen eine für einen REIT ungewöhnlich hohe Wachstumsrate hin - nämlich über acht Prozent jährliche durchschnittliche Gewinnsteigerung im Durchschnitt seit dem Börsengang 2013.
Und drittens überzeugt mich das simple Geschäftsmodell: Es werden Obst- und Gemüsefarmen aufgekauft. Firmenpatriarch David Gladstone begann selbst 1997 als Erdbeerfarmer. 2004 veräußerte er den operativen Geschäftsbetrieb seiner Farm an die Dole Corporation. Er begann, Farmen aufzukaufen. Dabei konzentriert er sich auf margenstarke Bereiche der Landwirtschaft - Erdbeeren, Blaubeeren, auch Pistazien, Nüsse, Mandeln, Äpfel, Kohl, Tomaten, Spinat und vieles mehr. Im Unterschied zu den klassischen Getreidefarmen (Mais, Weizen, Soja) hängen die Erlöse hier nicht am Weltmarkt und sind keinem internationalen Wettbewerb ausgesetzt. Die Farmen von Gladstone produzieren für lokale und überregionale Supermärkte, nicht für die Gastronomie. Auch während des Shutdowns in den USA waren die Lebensmittelgeschäfte geöffnet, die Restaurants jedoch nicht. Die Folge: Menschen mussten im Supermarkt einkaufen, die Nachfrage nach Frischeprodukten explodierte, die Preise schossen um bis zu 40% in die Höhe. Gladstone hatte keinerlei Probleme, 100% der ausstehenden Pachten zu kassieren. Es gab lediglich drei Nuss-Farmer, die wegen geschlossener Verarbeitungsbetriebe ihre Produktion zeitweilig nicht verkaufen konnten und um einen Zahlungsaufschub gebeten haben, aber diese Probleme sind inzwischen Geschichte. Insgesamt erfreuen sich die Farmer in diesem Jahr stark steigender Gewinne, an denen Gladstone über Profit Sharing Agreements teilweise partizipiert. Immer mehr Farmer entdecken darüber hinaus, dass sie mit Bio-Produkten noch höhere Gewinnmargen erzielen können.
Gladstone ist ein sehr niedrig kapitalisierter REIT. 121 Farmen besitzt und verpachtet das Unternehmen, in einem Markt von mehr als 6.000 Familienbetrieben gibt es also reichlich Wachstumspotential. Jährlich werden einige neue Farmen aufgekauft und teilweise an die vorherigen Eigentümer wieder verpachtet, die einfach ihr gebundenes Kapital liquide machen wollen. Teilweise werden auch neue Pächter gefunden, wenn der Vorbesitzer nach dem Verkauf in den Ruhestand geht. Immerhin ist der durchschnittliche Farmer in den USA 58 Jahre alt und 62% aller Farmen befinden sich noch in Familienbesitz.
Wie der obige FAST-Graph zeigt, ist das Unternehmen derzeit nicht sonderlich günstig bewertet. Auch die Dividendenrendite liegt eher unter meinen Anforderungen, die ich normalerweise an einen REIT stellen würde. Investitionen in Landwirtschaft bergen immer Risiken: Wetterkapriolen oder Schädlinge können ganze Ernten vernichten.
Trotzdem habe ich sparplanähnlich eine erste kleine Teilposition im August gekauft, parallel Cash Secured Puts verkauft und inzwischen auch an schwachen Tagen immer wieder ein wenig nachgelegt. Ende September gibt's dann die erste monatliche Gewinnausschüttung. Die letzte Dividendenerhöhung wurde übrigens im Juli bekannt gegeben. Gladstone vermeldet in der Regel quartalsweise kleine Steigerungen, die dafür aber stetig.
Weitere Informationen gibt's im Video - aber wie immer gilt: Das Ganze ist keine Empfehlung, sondern dient rein der Information. Wer mehr wissen möchte, sollte vor einer Investitionsentscheidung bitte seine eigene Analyse machen und prüfen, ob das Unternehmen zum eigenen Risikoprofil und zur Anlagestrategie passt. Ich übernehme keine Verantwortung für entstehende Verluste.
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Chris Reiche (Freitag, 18 September 2020 15:03)
Hallo Nils,
ich finde es spanend, dass du bei IBM zugreifst. Möchtest du mit uns deine Story teilen, was du in IBM siehst?
Aus meiner Sicht zehrt IBM von Mainframesystemen, die aktuell noch weit verbreitet sind. Die Kunden von IBM befinden sich damit jedoch in einem Vendorlockin und suchen nach Alternativen, endlich die Mainframes loszuwerden, weil:
- zu teuer
- nicht gut skalierbar
- keine Leute mehr da, die noch für Mainframes entwickeln (wollen)
Die Zukunft sind Microservices und damit schließlich die Cloud.
Sobald die erste Technologie am Markt ist, die sinnvoll die monolitischen Mainframes aufspaltet in Microservices, rennen IBM die Kunden in Scharen davon. Aktuell werden Millionenprojekte durchgeführt, um Mainframes abzulösen, was den Schmerz der Kunden von IBM auch monetär zeigt. Neue Systeme werden gar nicht mehr auf Mainframes designed.
Ich sehe auch nicht wie IBM sich selber aus der Lage befreien kann, da die Konkurrenz jetzt schon deutlichen technologischen Vorsprung hat und jeder Schritt von IBM den Kunden aus dem Mainframezeitalter herauszuführen sofort zum Abwandern führen würde zu Microsoft, Google, Amazon oder generischen on-premise Clouds.
IBM ist für mich ein langsam sterbender Dinosaurier, dem ich nicht zutraue ein neues Geschäftsmodell schnell genug aufbauen zu können. KI wäre der einzige Bereich, wo ich IBM noch etwas zutraue und noch nicht alle anderen links und rechts überholt haben.
Meine Story für IBM sieht nicht mehr vor, dass IBM Wachstum generiert und in 20 Jahren besser da steht als aktuell. Deswegen musste es mein Portfolio verlassen.
Rudi (Sonntag, 27 September 2020 19:08)
Hallo Herr Gajowiy,
ich kann keine Angaben erkennen, die auf Ihre Performance schließen lassen.
Warum heißt der Titel Performance-Report?
TMO (Freitag, 02 Oktober 2020 11:38)
Das muss ja für Nils aktuell ein Paradies sein. So so viele Titel mit toller Dividende. PBCT, VLO, OZK etc. Wann stellst du Nils eigentlich fest, wann es an der Zeit ist zu verkaufen? Hast du da ein Verfahren?